Naturnahe Terraristik

 

 

Bezeichnung

 

Morelia spilota variegata - Rautenpython (Lacépéde, 1804)
 

Der Rautenpython (engl. Carpet Python) war vor einigen Jahren durch die stark beschränkte Ausfuhr, ein eher seltener und teurer Pflegling. Aber durch regelmäßige Nachzuchterfolge ist diese hübsche Schlange heute erschwinglich geworden. Wenn man sich heute auf Börsen oder in Inseraten umschaut scheint es so als wenn er und seine Farbvarianten zum neuen Designobjekt zu werden, so wie bereits mit Königspython und Kornnatter geschehen.

Er gehört zu einer recht Artenreichen Gattung, die in den letzten Jahren einem starken Wandel unterliegt. Das berühmteste Beispiel hierfür ist wohl der Chondropython, der erst seit ein paar Jahren zur gleichen Gattung gezählt wird.

Vorkommen und Lebensraum

Der sehr variantenreiche Rautenpython ist in fast ganz Australien und Neuguinea verbreitet. Fehlt dort nur im südlichem Victoria, dem trockenen Zentralaustralien sowie in Westaustralien). Und belebt dort die unterschiedlichsten Lebensräume, man findet in Regenwälder bis hin zu Halbwüsten.

Aussehen

Die Färbung der einzelnen Tiere reicht von braun bis gelb, jedoch immer mit der namensgebenden rautenförmigen, schwarzen Maserung. Dieser verdankt er auch seinem zweiten deutschen Namen, Teppichpython. Ihrer stark areoboralen Lebensweise angepasst ist der eher schlanke Körperbau. Der Kopf ist stark abgesetzt und die Grubenorgane sind im hinteren Teil der unteren „Lippe“ deutlich zu erkennen. Je nach Verbreitungsform kann die Länge zwischen 180cm und 250cm variieren. Unsere fast elf Jahre alten Tiere sind im Schnitt 210cm groß. Als maximal Angaben gibt es sehr viele unterschiedliche Aussagen:

    • bis drei Meter (Stoops, Erik D. & Anette T. Wright 1994)
    • Torr, Geordie (2000) gibt nur eine allgemeine Angabe zum spilota-Komplex mit 2,5 Meter (3,7Meter) an. 
    • Bei Schmidt, Dr. Dieter (1994) wird noch von Morelia argus gesprochen, er gibt ein Gewicht von 1150g bei Männchen und 2325g bei Weibchen an.
    • Trutnau, Ludwig (1988) gibt bei damals noch Python spilotus eine Länge von 3 bis 4 Metern an. Nur ein Männliches Tier fällt aus der Reihe, er misst maximal 160cm, aber auch farblich unterscheidet er sich von den anderen. Seine Grundfärbung ist eher grau.
    • Riesenschlangen gelten erst ab einer Größe von etwa drei Meter als gefährlich (BAGUV 1992). 

Es gibt keinen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus, bis auf die oben genannte Ausnahme sind die Tiere gleich groß und auch fast gleich schwer. Im Schnitt sind die Weibchen aber etwas schwerer. Männliche Tiere haben längere Aftersporne und im Verhältnis zum Körper ist der Schwanz länger.


 

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Haltung

Unsere Pärchen leben in 150X80X70cm (LXHXT) große Becken, welche in der rechten mit einem 150W und in der linken Hälfte mit einem 75W Spotstrahler geheizt und 14Stunden beleuchtet werden. Alle Lampen sind außerhalb der Terrarien angebracht. Im Winter wird die Leuchtdauer auf 12 Stunden gedrosselt, aber ein integriertes Heizkabel kann bei bedarf zugeschaltet werden. So erreicht man ganzjährig ein Temperaturgefälle von 34 auf 26 Grad und eine Nachtabsenkung auf 22 bis 24 Grad.

Nach den „Mindestanforderungen an die Haltung von Reptilien“ sollte ein Terrarium für Rautenpythons, unter zwei Meter, eine Größe von 0,75 X 0,5 X 1,0 (LXBXH) multipliziert mit der Körpergröße nicht unterschreiten. Ab eine Größe von zwei Metern braucht das Terrarium nur noch das 0,5 X 0,5 X 0,75 Fache der Körpergröße zu betragen

Eine Eiablageschale bieten wir den Tieren nicht an, da der Bodengrund (Rindenmulch) eine dicke von ca.20cm aufweist. Unterschlupfmöglichkeiten, wie zum Beispiel eine Höhle werden nie genutzt und deshalb auch nicht mehr angeboten. Zur nächtlichen Ruhe ziehen die Tiere sich in der Regel in die Höhe zurück. Im kühleren linken Teil ist ein 50X50cm großes Wasserbecken untergebracht, das im Hochsommer ab und zu aufgesucht wird. Wenn die Tiere viel baden, haben sie häufig Milben. Eine Echtkork-Rückwand und einige kräftige Äste vervollständigen die Einrichtung. Über Pflanzen braucht man bei 200cm Tieren gar nicht nach zu denken. Jeden zweiten Tag wird das Terrarium kräftig gesprüht, so dass eine Luftfeuchtigkeit von 50-60% erreicht wird. In des Zeitraumes der möglichen Eiablage wird der rechte Teil des Becken täglich gesprüht, dadurch ist der Boden dort immer leicht feucht. In diesem Bereich werden auch immer die Eier abgelegt.

Futter

Beim Futter sind die Tiere wenig anspruchsvoll. Küken, Ratten, Mäuse, Hamster und auch junge Tauben, Kaninchen und Meerschweinchen nehmen sie bereitwillig an, lebend wie tot. Aufgetauten Futtertiere werten wir mit eingespritztem Lebertran oder Vitaminpräparaten auf, um eine hochwertige Versorgung der Tiere zu gewährleisten.

Zum Füttern sollte man die Tiere trennen um Verletzungen und ungleichmäßige Futterverteilung zu vermeiden. Denn das interessanteste Futter meist dass des Mitbewohners.

Zu Anfang wurden die Tiere nur alle sechs Wochen mit zwei bis drei ausgewachsenen Ratten gefüttert, aber spätestens in der dritten Woche wurden die Tiere sehr unruhig. Vor allem wenn man im Terrarium arbeitete. Deshalb wurden sie später an einen drei bis vier Wochen Rhythmus „gewöhnt“ und die Futtermenge dem entsprechend reduziert. Das arbeiten im Becken ist hierdurch für den Pflegenden etwas stressfreier geworden. Ihrer normalen Aktivität hat die häufigere Fütterungsweise keinen Abbruch getan.

Da in der Literatur häufíg zu lesen ist, dass Riesenschlangenweibchen in der Brut nicht fressen, wurde der Mann anfänglich während dieser Zeit im Terrarium gefüttert. Dabei hat sich eine interessante Sache zugetragen. Ein Hamster der sich zu nah an das brütende Weibchen heran wagte wurde gepackt und ohne die Eier zu verlassen, getötet und gefressen. Bei späteren Fütterungen wurden die Tiere wieder getrennt und auch tote Futtertiere, die einen halben Meter vom Weibchen entfernt ins Terrarium gelegt werden, werden regelmäßig gefressen.

Zucht

Mit einem Alter von 2,5 bis 3 Jahren werden die Männchen und mit 3-5 Jahre die weiblichen Tiere geschlechtsreif (Ross, Dr. Richard A. & Gerald Marzec 1994).

Die Kopulationen ziehen sich von Februar bis Mai, wobei diese am häufigsten Mitte bis Ende März stattfinden. Ein im Herbst 2005 neu erworbenes Weibchen, wurde gleich nach dem einsetzen ins Terrarium vom Männchen umworben und es kam mehrfach zu Paarungen. Ein Ergebnis steht zum Zeitpunkt des Schreibens (Januar 2006) noch aus. Ähnlich wie bei anderen Riesenschlangen geht der Paarung eine Werbung voraus. Das männliche Tiere versucht auf das Weibchen auf zu kriechen und bezüngelt es. Mit den Afterspornen „kitzelt“ er dann das Weibchen. Diese Berührungen scheinen das weibliche Tier animieren. In der Regel dauert das „Vorspiel“ etwa 20 Minuten.

Nach kürzeren Paarungen war der Abstand zur Nächsten, geringer als bei Langen (bis zu 6 Stunden). Ein bis zwei Tage bei Kurzen und etwa 1 Woche bei sehr langen Paarungen.

Fast genau zwei Monate nach der Hauptpaarungszeit werden die Eier in eine circa 15 Zentimeter tiefe Mulde gelegt, welche einige Tage vorher selbst gegraben wurde. Eine angeboten Eiablagekiste wurde immer ignoriert.

Die Gelegegröße schwankte zwischen 8 und 34 Eiern. Die Eier sind etwa Hühnerei groß.

Inkubationsdauer

  • Trächtigkeitsdauer 110-159 Tage und 7 bis 15 Eier die bereits nach 50 Tagen schlüpfen (Stoops, Erik D. & Anette T. Wright 1994)
  • Ross, Dr. Richard A. & Gerald Marzec (1994) geben eine mittlere Inkubationszeit von 56 bis 58 (49-79Tage) Tagen an. 
  • Wengler, Wolfgang (1994) spricht von bis zu 45 Eiern und einer Brutzeit von 50-60 Tagen, weiter spricht er von einer Schlupfgröße von bis zu 50!!! Zentimeter. Die meisten der dort gemachten Angaben sind mit Vorsicht zu geniesen.
  • Schmidt, Dr. Dieter (1994) spricht von 13 Eiern die er bei 32° Grad inkubierte und so nach 55 bis 56 Tagen schlüpften, die Jungtiere hatten eine Länge von 31 bis 46,5 cm und ein Gewicht zwischen 10 und 26g. 
  • Bei Trutnau, Ludwig(1988) ließt man von 32 Eiern die nach 78 Tagen schlüpften, leider ohne Angaben von Temperaturen, ein weiteres Gelege schlüpfte nach 71 Tagen bei konstant 30° Grad, auch er gibt eine maximal Länge von 50 cm an.

Natürliche Inkubation

Wir bevorzugen die natürliche Inkubation, da hierbei der Ausfall viel geringer war als bei den künstlichen Versuchen im Inkubator. Nahezu 100% der Jungtiere schlüpften so.

Messungen unter dem Weibchen zeigten eine Temperatur von konstant 30° Grad und eine leicht schwankende Luftfeucht von 90- 100%.

Während der Brutzeit haben wir wie gewohnt das Terrarium jeden zweiten tag gesprüht, nur die Umgebung des Nestes und das Tier selber wurden täglich angefeuchtet. Leichte Tropfenbildung auf den Eier schadet diesen nicht. Auf dem Tier sich bildende Wassertropfen wurden regelmäßig getrunken. Insgesamt scheinen die Weibchen in dieser Zeit einen erhöhten Wasserbedarf zu haben. Regelmäßig verlassen die Weibchen das Gelege um zu Baden oder zu trinken, danach wurde immer ein höher gelegter Sonnenplatz aufgesucht. Und erst nach 15 Minuten sonnen das Gelege wieder aufgesucht.

An kühleren Tagen oder nach dem Öffnen des Becken zum sprühen, konnte regelmäßig eine Thermoregulation beobachtet werden. Diese funktioniert ähnlich wie bei Tigerpythons (Python molurus) durch rhythmisches Zucken des Körpers. Hierdurch wird die eigene Körpertemperatur erhöht und diese an die Eier weiter gegeben.

Frühestens nach 74 Tagen fingen die Jungtiere an zu schlüpfen, einmal sogar erst nach 90 Tagen. Dieser Vorgang wurde immer von einem vorherigen „schwitzen“ der Eier begleitet. Vom anritzen des ersten Eies und dem Schlupf des letzten Jungtieres vergingen bis zu 5 Tagen. Während Schlupfzeit verlies das Weibchen regelmäßig das Gelege zum sonnen. In der Größe schwankten die frisch Geschlüpften zwischen 14 und 26,7 Zentimeter. Bisher konnten wir nur einmal eine Zwillingsgeburt feststellen. Die Jungen hatten eine Länge von etwa 18 Zentimeter, dass war nur unwesentlich kleiner als die restlichen Jungtiere aus dem Gelege. Leider verstarb das etwas größere Tier bereits in der Inkubationsdose.

Die Zucht länger als zwei Jahre hintereinander zu betreiben ist nicht zu empfehlen, da bereits im dritten Jahr die Zahl der Wachseier (unbefruchteten) fast 50% waren und das Weibchen sehbar stark an Masse verlor.

Aufzucht

Die Jungen können bei den gleichen Bedingungen wie die Elterntiere, problemlos zusammen, gehalten werden. Verschiedenste Nager wurden bereitwillig, oft schon vor der ersten Häutung; genommen. Hierbei kommt die angeborene Aggressivität der Jungen zu gute.

Nur einmal hat ein Tier, selbst nach einem halben Jahr stopfen, nicht gefressen. Diesem Tier wurde dann eine adulte afrikanische Zwergmaus angeboten. Diese griff die kleine Morelia mehrfach an, der dritte Angriff war ihr dann aber wohl zuviel, so dass sie selber zupackte und von diesem Tag an selbständig fraß. Interessanterweise zeigte gerade dieses Tier von Anfang an keinerlei Aggressivität uns gegenüber. Dies hat sich bis zum heutigen Tag auch nicht verändert.

Literatur

  • Bauchot, Roland (1999); Schlangen; Bechtermünz Verlag, (240 Seiten)
  • Freye, Frederic L. (2003); Reptilien richtig füttern; Datz Terrarienbücher Ulmer Verlag (128 Seiten)
  • Schmidt, Dr. Dieter( 1994); Schlangen; Urania Verlag (200 Seiten)
  • Schmidt, Dr. Dieter( 2001); Atlas der Schlangen; Bede Verlag, (350 Seiten) 
  • Shine, Richard (1996); Das große Buch der Australischen Schlangen, Bede Verlag
  • Stoops, Erik D. & Anette T. Wright (1994); Boas und Pythons, Pflege und Zucht; Bede Verlag, (143 Seiten) 
  • Stöckl, Hermann & Erika (2003); Riesenschlangen; Bede Verlag, (142 Seiten)
  • Ross, Dr. Richard A. & Gerald Marzec (1994); Riesenschlangen, Zucht und Pflege; Bede Verlag (247 Seiten) 
  • Trutnau, Ludwig (1988); Schlangen 1; Ulmer Verlag (256 Seiten)
  • Torr, Geordie(2000); Pythons of Australia; Krieger Publishing Company, (103 Seiten)
  • Vogel Zdenek(1974); Riesenschlangen aus aller Welt; Neue Brehm-Bücherei (102 Seiten)
  • Wengler, Wolfgang(1994); Riesenschlangen; Heselhaus & Schmidt Verlag, (160 Seiten)
  • BAGUV (1992), Sicherheitsregeln für die Haltung von Wildtieren; Ausgabe April 1992, (60 Seiten) DGHT (1997)
  • Mindestanforderungen an die Haltung von Reptilien; Ausgabe Januar 1997, (78 Seiten) Haltung
  • http://rhampholeon.com/Publikationen/Fachartikel