Naturnahe Terraristik

 

 

Bezeichnung 

 

Timon lepidus lepidus - Perleidechse (Tschudi 1836)

 

Vorkommen

Südfrankreich, Spanien

 

Lebensraum

Trockene, offene Landschaften mit sandigen oder felsigen Untergrund. In den Bergen bis in eine Höhe von 1200 m ü. NN

 

Aussehen

 

Timon lepidus lepidus ist mit bis zu 80 cm (KSL) die größte europäische Eidechse. Die Körperlänge erreicht bei Männchen ca. 20 cm, bei Weibchen ca. 17 cm. Die Grundfarbe ist grün-gelb, in der Paarungszeit geht sie in Richtung türkies. Die Flanken sind mit einem blauen fleckenartigen Muster verziert. Der Kopf ist grau. Männliche Tiere sind größer, haben einen massigeren Kopf und Fermalporen an den hinteren Beinen.


 


 

Haltung

Zur Haltung eignen sich nur sehr geräumige Terrarien, von mindestens 130 cm Länge. Am besten hält man die Tiere in Freiterrarien. Da meine Außenanlage noch in Planung ist, sitzen unsere Tiere im Museum Koenig.

Ich möchte an dieser Stelle auch über die Haltung im Museum erzählen. Im Frühjahr nach der Winterruhe kommen die Perleidechsen erst einmal in die großen offenen Terrarien im Tierhaus. Dort werden sie in kleinen Gruppen (1.2 unsere alte Zuchtgruppe, 2.1 die Nachtzuchttiere von '96 und '99) aufgeteilt. Die Größe der Becken ist etwa 1,5 qm². Sandboden, einige Schieferplatten und eine Eiablageschale reichen aus um die Tiere kurzzeitig unterzubringen. Mehr dazu im Abschnitt "Zucht".

 

Als Beleuchtung dienen ein 100 Watt Wärmestrahler und eine 300 Watt Ultra-Vitalux. Die UV-Lampe wird alle 45 Min. für etwa eine Viertelstunde eingeschaltet, so haben auch rangniedere Tier die Möglichkeit ihren Echtlichtanteil zu bekommen. Eine Temperatur von 35-40° Grad und eine Nachtabsenkung von etwa 15° Grad ist empfehlenswert. Später im Jahr kommen die Tier in ihre etwa 1,8 qm² großen, mit Glas umfriedeten Außenanlagen. Als Bodengrund ist hier grober Schotter eingebracht, etwas Gras und einige robuste Pflanzen lassen die Becken sehr natürlich wirken. Ein Drittel der Becken sind mit einer Plexiglasscheibe abgedeckt, in der je 2 Wärmestrahler angebracht sind. So können sich die Tiere auch bei schlechtem Wetter trockenen Fußes sonnen. Im Frühjahr und Herbst beträgt die Beleuchtungsdauer 12 Std., im Sommer nur 10 Std., da die Umgebungstemperatur sowieso schon höher ist. Unter dem überdachten Teil sind mit Schiefersteinen Sonnenplätze und Unterschlupfmöglichkeiten geschaffen worden. Echtlicht, in Form von UV-Lampen oder durch eine Freilandhaltung ist für die Tiere sehr wichtig.

Folgendes hat sich nach der Aufzucht der Jungtiere von 2001 ereignet. Die Jungtiere waren in 3 Gruppen zu je 3 Tieren untergebracht. Eine Gruppe wurde untergebracht wie die Alttiere im Frühjahr, also mit Ultra-Vitalux, eine Gruppe in einem Terrarium mit Wärmestrahler und einer Neonröhre mit UV-Anteilen und die letzte völlig ohne UV-Licht. Letztere zeigten nach etwa 3 Monaten starke Veränderungen in ihren Bewegungsabläufen: Sie bewegten ihren vorderen Teil des Körpers stark hin und her. Dies erinnerte sehr an eine fliehende Schlange.

Zur Behandlung gab ich den Tieren morgens 2 ml Lebertran und abends 2 ml Multisanostol. Noch während der Behandlungszeit (nach etwa 20 Tagen) zeigte auch die zweite Gruppe diese Symptome. Sofort wurden die zwei Gruppen in ein Becken überführt in dem ein Ultra-Vitaluxstrahler angebracht war, nach weiteren 10 Tagen Behandlung zeigte nur noch ein Tier die Symptome. Dieses musste dann noch über einen Monat behandelt werden.

Alle Tiere sind jetzt wohl auf, nur der Problemfall ist etwas kleiner als seine Geschwister geblieben. Interessant war, dass die Tiere auch während der kritischen Phase Nahrung selber gefangen und aufgenommen haben.

 

Futter

Als Futter eignen sich alle Arten von Insekten, wie Heimchen, Grillen, Schaben Mehlwürmer, Stabschrecken und Zophobas. Mäuse, passend zur Größe der Perleidechsen, werden sehr gerne genommen, auch Hunde oder Katzenfeuchtfutter wird sehr gerne gefressen. Die Jungtiere kann man auch mit Fliegen, Maden und Buffalowürmer füttern. Verschiedene Sorten süßes Obst und Fruchtjoghurt werden vor allem kurz nach der Winterruhe genommen.

 

Zucht

Nach der etwa viermonatigen Winterruhe werden bei uns zuerst die männlichen Tiere aus der Winterruhe geholt, erst wenn diese sich gehäutet haben fangen die Paarungsaktivitäten an. Etwa 1 Woche später dann kommen auch die Damen in die Terrarien im Tierhaus (siehe auch "Haltung"). Diese sind nur spartansich eingerichtet damit man die Paarungsaktivitäten besser beobachten kann und die Tiere ihre Eier in die vorgegebenen, mit Sand gefüllten Eiablagekisten ablegen. Direkt nach der Häutung des Männchens fängt er an, den Weibchen durch zeigen seiner Flanken zu imponieren. Kurz darauf beißt er sich dann fest und die etwa 5 Minuten lange Kopulation beginnt, in den nächsten Tagen kann man dann diese mehrmals wieder beobachten.

Nach ca. 60 Tagen kann mit der Eiablage rechnen. Die Eier sollten in leicht feuchten Vermiculite bis zur Hälfte eingegraben werden. Leider sind uns unsere Eier im Jahr (2002) durch zu feucht gelagertes Inkubationsmaterial verdorben. Bei einer Temperatur von 30° Grad gezeitigte Eier haben bei "Rogner 2001" 78-86 Tage bis zum Schlupf gebraucht. "Bech und Kaden 1990" geben 60-80 Tage an, leider ohne Temperaturangabe. Ähnliche Erfahrungen haben wir auch gemacht.

Die Jungtiere sind genau so zu behandeln wie die Alttiere. Ein von mir aufgezogenes Weibchen hat im Alter von 1 Jahr noch keine Eier abgelegt.

 

Literatur

  • Eidechsen, Manfred Rogner; Edition Chimaira
  • Echsen als Terrarientiere, Harald Jess; GU
  • Kleine Terrarienkunde, Johannes Jahn; Philler-Verlag
  • Echsen, Reinhold Bech und Ulrich Kaden; Urania-Verlag
  • Das BLV Terrarienbuch, Robert und Valerie Davies; BLV
  • http://rhampholeon.com/Publikationen/Fachartikel